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vamos a ver...

Die Süddeutsche hetzt gegen Radfaher...

...und lügt dabei daß sich die Balken biegen:

Immer die Radfahrer

Aber schauen wir uns den Artikel mal im Detail an:
Zunächst heißt es:

'Um das Unfallrisiko zu senken und Aggressionen im Straßenverkehr abzubauen, fordern Experten gleiches Recht für alle.'

Eigentlich sehr lobenswert, auf das warten Radfahrer schon lange: Abschaffung der Radwegbenutzungspflicht, Verwarngelder die sich an der tatsächlichen Gefährdung orientieren (und damit Faktor 40 geringer sein sollten als die für vergleichbare Verstöße mit dem Auto), ordentliche Abstellplätze in einer Zahl, die dem tatsächlichen Verkehrsanteil entspricht und nicht Faktor 100 darunter. Die jüngste Petition zur Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht haben 12.000 Menschen unterschrieben, nur mal so als Hinweis.

Aber wer die Süddeutsche kennt, ahnt schon, dass das damit nicht gemeint war. Doch weiter im Text:

'Früher, als noch Heinz Erhardt ("Immer die Radfahrer") in die Pedale trat, konnte man wenigstens über sie lachen. Heute scheint es besser zu sein, ihnen aus dem Weg zu gehen. Denn kaum ist die Winterpause beendet, schwärmen die Radler wieder aus - und das angeblich so hemmungslos, dass vor ihnen gewarnt werden muss.'

Der Radfahrer als Täter, als Terrorist, vor dem man warnen muss. Doch die Begründung dafür ist überraschend:

'"Ich fahre seit 25 Jahren Lkw", lässt ein Fernfahrer in einem der einschlägigen Internetforen wissen, "und bin glücklich, bis jetzt noch keinen geplättet zu haben."'

Radfahrer werden von Lkw vorzugsweise beim Rechts- und Linksabbiegen geplättet, wenn der Radfahrer neben dem LKW auf dem Radweg unterwegs ist. Typisch ist z.B. bei Kindern und Älteren der Unfalltyp wo der Radfahrer dem LKW passieren läßt und dann unter dem enger abbiegenden Anhänger landet. Sollte man da nicht eher vor den Radwegen und ihrer Benutzung warnen?

'"[...] Die Aggressionen haben zugenommen, allein schon aufgrund der größeren Verkehrsdichte", bestätigt Michael Tillmann, Bremer Verkehrspsychologe.'

Nein, schuld sind die Aggressionen der Radfahrer, die sich wohl absichtlich unter die LKW werfen.

Michael Tillmann erklärt uns dann laut Süddeutsche noch dass Radfahrer keine besseren Menschen seien. Wussten wir das nicht schon vorher? Interessant ist aber das Gefährdungspotential und das ist auf dem Fahrrad nun mal Faktor 40 kleiner als in Auto. Das bedeuten dass ein Fehler auf dem Fahrrad 40 mal weniger gefährlich ist als im Auto. Und damit der selbe Mensch auf dem Fahrrad 40 mal weniger Schaden anrichtet als im Auto. Ganz ohne dazu ein besserer Mensch sein zu müssen.

'[...]Auch bei den Statistikern sind sie auffällig geworden.'

Ah, interessant. Wer sich mit Verkehrstatistiken Deutschland beschäftig weiss dass der Radverkehr dort eigentlich ganz unauffällig ist. Eine Stunde Fahrradfahren bringt in etwa das gleiche Verletzungsrisiko wie eine Stunde zu Fuß gehen oder eine Stunde Autofahren. Das Todesrisiko ist ebenfalls vergleichbar (Radfahrer stellen ca. 10% der Wege, 10% der im Verkehr verbrachten Zeit und 10% der Todesfälle im Verkehr). Die Häufigkeit der Regelübertretungen ist ebenfalls vergleichbar. Ausnahmen sind nur: Radfahrer geben im Mittel etwas mehr Geld im Einzelhandel aus (Ergebnis einer Studie von BMW) und die Fremdgefährdung durch Radfahrer ist deutlich geringer als die durch Autofahrer. Aber was sagt die Süddeutsche:

'[...]Nur bei den getöteten, rund 600 im Jahr, und schwer verletzten Radlern ist ein rückgängiger Trend auszumachen, aber: Auch der ist laut Fahrradbericht der Bundesregierung "erheblich geringer ausgeprägt als beim Gesamtverkehr". Bedenklich nicht zuletzt deshalb, weil gerade bei Radunfällen von einer extrem hohen Dunkelziffer auszugehen ist.'

Die Dunkelziffer bei den Todesfälle ist in Deutschland fast Null. Anders als in manch anderen Ländern verschwinden hier Menschen nicht einfach. Die Dunkelziffer bei den stationär im Krankenhaus aufgenommenen Radfahrern ist zwar etwas größer, aber weit entfernt von einer "extrem hohen". Die Verkehrswacht z.B. schätzt sie bei Kinderunfällen mit Personenschaden auf 15%.

Dass der Rückgang bei den Schwerverletzten und Todesfällen geringer sein soll als bei den anderen Verkehrsarten sollte dagegen nachdenklich machen, ob der ständige Neubau von gefährlichen Radwegen und die stetige Werbung für kontraproduktive Helme nicht dafür verantwortlich sind.

'Wie unfallträchtig der Radverkehr ist, zeigt ein Vergleich: Seine Fahrleistung beträgt lediglich 2,7 Prozent des Gesamtverkehrs, der Anteil unter allen Verkehrsunfallverletzten ist jedoch fast siebenmal so hoch.'

Was hat denn die "Fahrleistung" bitteschön mit einer Risikoexposition zu tun? Wie soll man denn damit riskante Tätigkeiten vergleichen? Wenn ich eine Stunde auf dem Sofa schnitze ist meine Fahrleistung gleich Null, mein Unfallrisiko aber durchaus vorhanden.

Selbst wenn man so ungeschickt wäre die "Fahrleistung" bei Verkehrsmitteln zum Vergleich herzunehmen, steht man damit vor dem Problem dass das Risiko pro Fahrleistung extrem von der Straßenklasse abhängt. Auf Autobahnen z.B. ist es deutlich geringer als im Stadtverkehr. Dem müßte man beim Vergleich natürlich Rechnung tragen. Oder man denkt an die Raumfahrzeuge. Das Todesrisiko dort ist bezogen auf die Fahrleistung lächerlich klein, bezogen auf die Zeit jedoch wird sofort klar, dass die bemannte Raumfahrt noch immer ausgesprochen riskant ist.

'Und keinesfalls immer, auch das sagt der Regierungsreport, sind die Radfahrer die unschuldig Angefahrenen, sondern in etwa 40 Prozent Hauptverursacher; trifft das Velo auf einen Fußgänger, tragen sogar in mehr als 60 Prozent aller Fälle Radler die Schuld.'

In der Tat, hier sind die Radfahrer auffällig. Auffällig selten schuld nämlich. Bei Autofahrern stehen dort 60 Prozent statt 40% bei Unfällen mit Radfahrern. Und bezogen auf die Unfälle mit Fußgängern ist es ganz interessant zu wissen dass dabei die Radfahrer in der Regel die schwereren Schäden davontragen.

Doch die Süddeutsche tut hier so als wäre das Gegenteil der Fall:

'Während im Nationalen Radverkehrsplan, ebenfalls von der Bundesregierung vorgelegt, das Fehlverhalten mit ungenügenden Radverkehrsanlagen und auch recht verständnisvoll mit der "Umwegeempfindlichkeit" der Pedalisten erklärt wird, propagiert die Polizei neuerdings lieber "Null Toleranz für Risiko". So lautet der Leitsatz in Münster, der inoffiziellen Rad-Hauptstadt Deutschlands, wo Radfahrer 2007 sogar 46 Prozent ihrer Unfälle selbst verursacht haben. Kontrollen, Verwarnungsgelder, Anzeigen - davon werden sie ab sofort nicht mehr ausgenommen.'

Zum Vergleich: Autofahrer verursachen mehr als 80% ihrer Unfälle selbst.

Und jetzt wird auch klar, was die Süddeutsche mit der Forderung nach gleichem Recht für alle meinte:

'Null Toleranz oder: gleiche Kontrollen und Strafen für alle'

'[...]Für den Verkehrspsychologen Tillmann alles Schritte in die richtige Richtung, denn: "Die Radfahrer müssen unbedingt mit den anderen Verkehrsteilnehmern, vor allem den Autofahrern, gleichgestellt werden; der Weg dahin führt auch über die gleichen Kontrollen und Sanktionen."'

"Gleiches Recht" bedeutet also für die Süddeutsche Zeitung nicht etwa Sanktionen bezogen auf das tatsächliche Gefährdungspotential, sondern irrigerweise eine um den Faktor 4 höhere Kontrolldichte und Sanktionierung für Radfahrer bezogen auf ihren Verkehrsanteil. Und, bezogen auf das tatsächliche Gefährdungspotential, eine 160-fach überhöhte Sanktionierung für Radfahrer.